Freitag, 5. August 2016

Notfallmodus ist aktiviert

Ich bin traumatisiert. Ich bin traumatisiert durch mehrere Ereignisse, die in meiner Kindheit zu finden sind. Diese Erlebnisse beeinflussen mich auch heute noch so stark, dass in einigen Situationen ein Notfallprogramm aktiviert wird. So auch wieder in unserem diesjährigen Campingurlaub. Die Symptome sind eindeutig und nicht von der Hand zu weisen. Jedes Mal, werden sie in der gleichen Reihenfolge abgespult. Ich bin dann in einem Zustand, indem ich mich und meine Handlungen nur noch bedingt steuern kann. Jede Tätigkeit ist zwanghaft und muss bis zur letzten Sekunde nach dem gleichen Plan durchgeführt werden. Ansonsten, kann der Notfall-Panik-Modus nicht deaktiviert werden.
Auslöser dieser festgefahrenen Handlungsschemata ist:.... REGEN beim Campen, nachts!!! Als Kind bin ich mit meinen Eltern auch zum Zelten gefahren. Mit vier Familienmitgliedern, in zwei Zelten, in zwei kleinen Iglus, mit einem einflammigen Gaskocher und ein Zelt hatte nur ein winziges Vorzelt, das andere,...nichts. Ich erinnere mich, wie mein Vater bei Regen mit dem Spaten Graben um das Zelt geschaufelt hat, was nur einen bedingten Effekt auf die Feuchtigkeit im Innenraum desselbigen hatte. Ich erinnere mich, wie in dem einen der kleinen Vorzelte auf dem einflammigen Gaskocher erst Nudeln, dann eine Tomatensauce gekocht wurde. Ich erinnere mich, wie wir nachts von schreienden Franzosen geweckt und evakuiert wurden, da ein Staudamm oberhalb des Flusses an dem wir campten geöffnet werden sollten, da er die Wassermassen nicht mehr halten konnte.Blöd nur, dass der Campingplatz dann überschwemmt werden sollte.Diese Ereignisse waren sehr prägend und wirken sich noch heute auf mein Verhalten bei Regen aus.
Ich liege im Bett. Schlafe, tief und fest und in den schönsten Träumen. Ich habe am Abend vorher auch ein, zwei Gläschen Wein getrunken, so dass mein Schlaf recht tief ist. Aber, dann, höre ich ein tropf,....., tropf,...., tropf. Und ich schwöre, beim ersten tropf, war mein Notfallprogramm aktiviert. Ich stehe auf und denke als erstes: Wäsche, dann Stühle, dann Wäsche und dann, REINHOLEN, ZUMACHEN, MEHR REGEN, VIEL MEHR REGEN, SPATEN, GRABEN SCHAUFELN, EVAKUIERUNG, AHHHHHH. Ich stehe auf, steuere durch den Wohnwagen, schließe Fenster. Mache die Tür auf, gehe raus, hänge Wäsche ab, stelle Stühle unter das Sonnensegel oder lege sie ggf. unter den Camper. Immer wieder muss der Blick Richtung Himmel gehen, um die Lage besser einschätzen zu können. Aber hat schon mal eine versucht in Panik logisch und sinnvoll etwas abzuschätzen? Dann schaue ich weiter was noch in Sicherheit zu bringen ist, bevor die Springflut uns erreicht. Da sehe ich es. An unserer Aussensteckdose steckt noch das Ladegerät vom Laptop. Alarm, Gefahr der höchsten Kategorie. Strom + Wasser = Armageddon!!!! Ich steuere zur Steckdose, ziehe den Stecker, der sich unter dem geöffneten Fenster meines Mannes befindet. Das Rollo ist runter, er schläft. Ich greife in das Fenster rein, löse die Sicherung des Rollos und es schnallt knallend nach oben. Mein Mann wacht auf, stöhnt, ruft, und artikuliert unverständliche Laute als ob der Leibhaftige hinter ihm sei. Ich werfe ihm mit stierem Blick das Ladegerät auf den Schoß, sage:"es regnet!" und verlasse die Szenerie. Der arme Mann!!! Am nächsten morgen verzeiht er mir und sagt:" Ich verstehe das Julia, du warst wieder im Nottfallmodus!" 


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